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Werkzeughersteller NWS zieht nach Haan

28.05.2020

Solingen. Das Solinger Unternehmen, dessen Gründer Willibald Nöthen in Haan lebt, will ins ehemalige Hagebaumarkt-Gebäude in der Stadt ziehen. Die im Jahr 1973 gegründete Firma beschäftigt insgesamt 130 Mitarbeiter.

Die Katze ist aus dem Sack: Der in Solingen beheimatete Werkzeughersteller NWS kauft das alte Hagebaumarkt-Gelände an der Böttingerstraße. Geschäftsführer Thomas Küll stellte das Unternehmen und die Gründe für den geplanten Wechsel in die Gartenstadt jetzt im Haaner Stadtentwicklungsausschuss vor – und konnte sich einer interessierten Zuhörerschaft gewiss sein. „Vor drei Jahren haben wir schon einmal versucht, das Gelände zu kaufen“, berichtete Küll. Damals sei das Projekt jedoch an zu hohen Preisvorstellungen gescheitert.

Dass es nun im zweiten Anlauf geklappt habe, könnte allen Beteiligten nutzen: der Firma NWS, die 130 Mitarbeiter an drei Standorten beschäftigt und in Haan Kapazitäten für die dringend benötigte Erweiterung findet; der Stadt Haan, die einen potenten Gewerbesteuerzahler hinzugewinnt, und letztlich auch den Bürgern. Denn der Geschäftsführer kündigte nicht nur an, man habe als Unternehmen einen durchaus „grünen Daumen“ und achte auf ein ansprechendes Umfeld – er machte auch Wünschen nach einer teilweisen Nutzung des innenstadtnahen Grundstücks mit Wohnbebauung, wie sie die WLH geäußert hatte, durchaus Hoffnung.

Info

Produziert wird nur in Deutschland

1991 wurde in der traditionellen Werkzeughochburg Thüringen (Steinbach-Hallenberg) nach der Wiedervereinigung eine zusätzliche Produktionsstätte des Solinger Unternehmens aufgebaut.

2008 kam ein weiterer Produktionsstandort der Firma NWS in der nahegelegenen Gemeinde Schwarza hinzu.

„Wenn wir die Halle nutzen und vielleicht unsere Büros auf den ehemaligen Baumarkt setzen, blieben immer noch rund 4000 Quadratmeter für andere Nutzungen übrig“, sagte Küll. Beigeordneter Engin Alparslan aus Haan nannte ein Mischgebiet wegen der Nähe zu Bahnlinie und Hochspannungsleitung „sportlich“, zeigte sich aber nicht grundsätzlich abgeneigt. SPD und CDU lehnten Wohnnutzung auf der Fläche bereits ab.

Der Umzug des Werkzeugherstellers nach Haan hat auch eine persönliche Komponente. Unternehmensgründer Willibald Nöthen, mittlerweile 91 Jahre alt aber immer noch täglich in der Firma präsent, lebt in Haan. In den 1970er Jahren hatte er hier ein anerkanntes Musikensemble. Und dem SPD-Ratsherren Walter Drennhaus, der selber 30 Jahre in der Werkzeugbranche tätig war, ließ Nöthen herzliche Grüße übermitteln.

NWS ist heute eine international führende Werkzeugmarke. Mit dem Unternehmen ist die Lebensgeschichte von Willibald Nöthen eng verbunden. Er wurde 1928 in Haan geboren. Unternehmertum kam ihm zunächst gar nicht in den Sinn. Bis 1949 folgte er seiner musischen Begabung, wollte Organist werden. Dann begann er eine kaufmännische Lehre bei einem Herrenausstatter und arbeitete als Dekorateur. „Zu dieser Zeit entdeckte ich Werbung und Design für mich“, sagte er unlängst in einem Interview. 1954 brauchte Nöthen einen Tapetenwechsel. Also ging er zur Solinger Gesenkschmiede und Werkzeugfabrik Walter Gott. Dort brachte er es bis zum Verkaufsleiter für den Werkzeugbereich. „Industrie lag mir also und Werkzeug auch“, sagt er: „Leider ging Walter Gott im November 1973 in Konkurs. Vier Tage später gründete ich NWS.“

In mehr als 45 Jahren hat sich NWS zu einem anerkannten Partner des Handwerks und der Industrie entwickelt. Viele Auszeichnungen für Funktion, Qualität und Design von Handwerkzeugen zeugen davon, wie etwa das 1982 verliehene „Goldene Werkzeug“ der Eugen-Moog-Stiftung.

Den eigentlich vorgesehenen Beschluss, an der Böttingerstraße 21 zukünftig gewerbliche Nutzung zuzulassen, fasste der Haaner Ausschuss allerdings nicht, da die Grün Alternative Liste (GAL), die vor der NWS-Präsentation eigentlich hatte ablehnen wollen, Beratungsbedarf anmeldete. Die Abstimmung soll jetzt im Haupt- und Finanzausschuss am 9. Juni nachgeholt werden.

 

Rheinische Post | 28.05.2020 | von Peter Clement

Freuen sich auf Haan: NWS-Prokurist Michael Adam und Willibald Nöthen hier – 2012 auf der Kölner Eisenwarenmesse. Foto: Hertgen, Nico (hn-)